Das Zwitschern von Vögeln, das Rascheln der Palmenblätter im Wind und das Rauschen der Wellen in der Ferne. Ab und zu das lustige Lied des Brötchen Tuk-Tuks in der Ferne. Das hörte ich, wenn ich morgens um 7.30 Uhr im Shavasana, der Entspannungslage, am Ende meiner Yogastunde lag.
Anfang 2019 hatte ich ein Sabbatical auf der Arbeit eingereicht und nach einigen Wochen reisen mit Freunden in Südostasien machte ich eine 16-tägige Pancha Karma Kur in Hikkaduwa, an der Südwestküste Sri Lanka’s. Mein Ziel war primär mal zu entschleunigen, den Alltagsstress hinter mir zu lassen und mehr für meine Gesundheit tun. Ich hätte nie gedacht, dass diese Kur so viel mehr mit mir machen würde.
Nach 16 Tagen typgerechter Ernährung, täglichen Behandlungen wie Ölmassagen und Kräuterbädern und viel Yoga und Meditation fühlte ich mich wie neugeboren. Das Besondere war, dass für mich nicht nur eine körperliche Veränderung stattgefunden hatte - ich fühlte mich leicht, aktiv und pudelwohl in meinem Körper -, sondern auch eine Geistige. Ich hatte eine Klarheit und so viele positive Gedanken in mir, wie ich es vorher so nicht kannte. Ich strahlte. Ein Gefühl von "ich bin stark", "ich bin frei", "ich kann erreichen was ich mir wünsche" machte sich groß.
Was ist Pancha Karma?
Fangen wir aber von vorne an. Was passiert eigentlich in einer Pancha Karma Kur und was bedeutet das genau? “Pancha” heißt “fünf” auf Sanskrit und “Karma” wird in diesem Fall mit “Anwendungen” übersetzt. Es sind 5 Reinigungsmethoden, die im Ayurveda verwendet werden um dem Körper beim Entgiften zu helfen. Das Hauptziel einer Pancha Karma Kur ist Gesundheitserhaltung und Krankheitsbeseitigung, das ist der Kern im Ayurveda allgemein und Pancha Karma ist so etwas wie die Königsdisziplin im Ayurveda.
Jede Therapie hat 3 Phasen: Die Vorbehandlung, Hauptbehandlung und Nachbehandlung. Je nach Zustand, werden 5 verschiedene Reinigungsmaßnahmen angewendet:
Virecana: Therapeutisches Abführen, welches überschüssiges Pitta aus dem Dünndarm ausleitet
Vamana: Therapeutisches Erbrechen, welches überschüssiges Kapha aus dem Magen ausleitet
Asthapana Basti: Reinigender Einlauf, welcher Vata aus dem Dickdarm ausleitet
Anuvasana Basti: Nährender Einlauf, welcher Vata im Dickdarm ausgleicht
Nasya: Nasenspülung, welche überschüssiges Kapha ausleitet
Das hört sich vielleicht etwas scary an, aber ist eigentlich harmlos, wenn du in einem qualitativ hochwertigen Therapiezentrum bist und diese Anwendungen von gut geschulten und erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden.
Je nach deinem Zustand zu Beginn der Kur, bekommst du auch nicht alle diese Anwendungen, sondern nur manche, speziell auf dich abgestimmte Behandlungen. In meinem Fall z.B. hatte ich einen sanften Abführtag und ansonsten nur Massagen, Kräuterbäder und Ölbehandlungen.
Was passiert bei der Kur?
Zu Beginn meiner Kur wurde ich von einer der leitenden Ärztinnen untersucht und es wurde nach einem ausführlichen Anamnesegespräch eine Vata und Pitta-Störung bei mir festgestellt. Basierend darauf stellte die Ärztin mir einen individuellen Therapie-Fahrplan auf mit genau auf mich abgestimmten Behandlungen, Nahrungsergänzungen, Kräutermedizin und Nahrungsmitteln.
Von nun an bekam ich jeden Morgen auf einem Tablett meine individuell für mich hergestellte Kräutermedizin und einen Behandlungsplan. Meist hatte ich 5 Behandlungen am Tag, welche in Summe ca. 2.5h dauerten. Von Ganzkörpermassage, über Fußmassage, Rückenmassage, Kopfmassage, bis zu Stirnölguss und Dampfbädern war alles dabei.
Nach der morgendlichen Yogastunde um 7Uhr und einem leckeren Vata-reduzierenden Frühstück begab ich mich also in die Behandlungsräume und kam zum Mittagessen tiefenentspannt und eingeölt zurück. Im Ayurveda spielen die medizinierten Öle, die für die Massagen verwendet werden eine ganz entscheidende Rolle, denn durch sie wird über die Haut die reinigende und heilende Wirkung erreicht. Das Öl behält man auch nach den Massagen für ca. 2 Stunden auf der Haut. Das heißt man läuft eigentlich den ganzen Tag lediglich mit einem großen Tuch umwickelt umher. Das macht zumindest in Sri Lanka nichts, denn es ist sowieso sehr warm.
Nach dem Mittagessen konnte ich mich dann nach einem kurzen Verdauungsspaziergang entspannen, Tagebuch schreiben, lesen oder schöne Nachmittage am Strand verbringen. Vor dem Abendessen gab es ab und zu eine Meditation, eine weitere Yogastunde oder ein Kochworkshop. Abends gab es dann ein frühes, leicht verdauliches Essen natürlich wieder von individualisierter Medizin begleitet.
Ich ging zeitig gegen 21.30Uhr schlafen, Entgiften ist anstrengend (!) und wachte am nächsten Morgen von alleine um 6.45Uhr auf, um den Tag wieder mit Yoga zu beginnen. Nach 2-3 Eingewöhnungstagen ist man voll in dieser Routine drin und sie tut wahnsinnig gut. Regelmäßigkeit und Routinen sind übrigens eine sehr Vata-reduzierende Maßnahme.
Nach ca. 5 Tagen Vorbehandlung hatte ich einen sanften Abführtag, an dem ich morgens mediziniertes Ghee trank und über den Tag nichts als eine dünne Reissuppe gegessen und die Milch einer Kokosnuss getrunken habe. Durch das mit Kräutern medizinierte Ghee und die Vorbehandlung wurde ein sanftes Abführen eingeleitet und ich war bestimmt 10x auf der Toilette an diesem Tag bis mein Darm völlig entleert war. Am Abend war ich etwas entkräftet, aber schon am nächsten Tag fühlte ich mich wunderbar!
Die nächsten Tage konnte ich mich noch mehr auf meine Therapien und Behandlungen einlassen. Jeden zweiten Tag hatte ich einen Check-in mit meiner Ärztin, die sich nach meinem Zustand erkundigte und basierend darauf meine Behandlungsplan anpasste.
Shirodara, Spiritualität und Wirkung
Eine sehr besondere Behandlung im Ayurveda ist der Stirnölguss auch “Shirodara” genannt. Hierbei wird einem ca. 20 Minuten lang ein Ölstrahl auf die Stirn gegossen, der das gesamte Nervensystem stimuliert. Je nach Zustand, kann diese Behandlung sehr viele Emotionen hervorrufen, Positive, aber evtl. auch Negative, die sich tief in deinem Inneren verbergen. In dieser Kur hatte ich ein durch und durch positive Wirkung erfahren dürfen, ich war hellwach, klar und begeistert von so ungefähr allem, was mir begegnete. Shirodara bekam ich 3 Tage nacheinander. Während dieser Behandlung ist man sehr sensibel und sollte am besten im Wachzustand ruhen (nicht schlafen!) und zu viele äußere Einflüsse vermeiden.
Neben all den wunderbaren Behandlungen machten wir auch einen Ausflug in den benachbarten Tempel und spürten das spirituelle Leben der Einheimischen. Wir waren Teil verschiedener Zeremonien und lernten mehr über Spiritualität im Alltag. Auf mich ist es definitiv übergeschwappt. Außerdem bekamen wir eine Einführung in die Kräuterküche und Medizinherstellung, was super spannend war!
Wie ihr vielleicht an diesem Bericht merkt, bin ich 3 Jahre später immernoch beflügelt, wenn ich von meiner Erfahrung spreche. Seitdem habe ich eine ambulante Pancha Karma Kur gemacht, einmal 7 Tage in einem Ashram verbracht und einmal eine Reinigung von zu Hause aus gemacht. Ich kann es wirklich jedem von euch nur wärmstens empfehlen, es kann Wunder wirken! Für mich war diese Kur der Anstoß meine Ausbildung zur Ayurveda Gesundheits- und Ernährungsberaterin zu machen, wer weiß, was es mit dir machen würde?
Ich hoffe dir hat mein Post gefallen. Lass es mich wissen, in den Kommentaren auf Insta! <3
Deine Lara
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